Digitale Gesundheitskompetenz von Migrant*innen wird immer wichtiger

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xpertenkreis bewertet Schulungsmaterialien zur Nutzung von Gesundheits-Apps.

09. Oktober 2024. Eine online-Fachveranstaltung, angeboten durch das Institut Arbeit und Technik der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen im Forschungsschwerpunkt Gesundheitswirtschaft und Lebensqualität (IAT) sowie der media k GmbH (Bad Mergentheim) wandte sich an Vertreter*innen aus öffentlichen, gemeinnützigen und kirchlichen Unterstützungseinrichtungen für Menschen mit Migrationshintergrund. Vorgestellt wurden Schulungsmaterialien zur Förderung von Kompetenzen bei der Nutzung von Gesundheits-Apps und damit der digitalen Gesundheitskompetenz dieser Bevölkerungsgruppe, die im europäischen Projekt „MIG HEALTH APPS – Mobile Health Apps for Migrants“ entwickelt wurden.

Auf die steigende Relevanz von digitaler Gesundheitskompetenz auch bei Migrant*innen wies Dr. Eva-Maria Berens der Universität Bielefeld in ihrem Einführungsvortrag ins Thema hin. Sie erläuterte dabei Ergebnisse einer von ihr erstellten Studie aus dem Jahr 2022 zur Nutzung von Gesundheitsinformationen im Netz durch Migrant*innen. Danach nutzten die von ihr untersuchten Migrantengruppen aus der Türkei und der Ex-Sowjetunion deutlich mehr digitale Gesundheitsinformationen als Menschen ohne Migrationshintergrund – Gesundheits-Apps eingeschlossen. Hares Sarwary und Alexander Kucharski (beide IAT) und Karin Drda-Kühn (media k GmbH) erläuterten die Entwicklung und Validierung der Schulungsmaterialien, stellten die digitale Trainingsplattform vor und luden die Teilnehmer*innen anschließend zum ausführlichen Testen ein.

Einig waren sich die rund 20 Teilnehmer*innen, dass die einzelnen migrantischen Herkunftsländergruppen differenziert anzusehen sind, und das sowohl zwischen als auch innerhalb der Gruppen. Erfahrungsgemäß bringen diese Menschen unterschiedliche Erfahrungen aus den Gesundheitssystemen in ihren Heimatländern mit, und das Zurechtfinden im deutschen Gesundheitssystem ist für viele eine große Hürde. Zudem erschweren Sprachbarrieren und Unterschiede im Umgang mit Krankheiten notwendige Behandlungen.

Gesundheits-Apps können hier wertvolle Unterstützung leisten, auch wenn sie nie den Gang zum Arzt oder der Ärztin ersetzen können. Für den richtigen Umgang als Teil des Gesundheitsmanagements wurde das MIG-HEALTH-APPS Schulungsprogramm entwickelt, das angeleitet von Trainer*innen wie auch in Selbstlerneinheiten wahrgenommen werden kann. In der Diskussion der Teilnehmenden ging es um Erfahrungen von Migrantengruppen bei der Nutzung von Gesundheits-Apps, Vertrauensbildung in Bezug auf die Seriosität einer App und auch um die Nutzung der Schulungsmaterialien. Besonders positiv wurde hervorgehoben, dass die Schulungsmaterialien kostenfrei auf einer Schulungsplattform und auch im Download zur Verfügung stehen. Fazit der Veranstaltung: Die Teilnehmer*innen zeigten sich am Testen und Anwenden der Materialien sehr interessiert, und viele signalisierten ihre Bereitschaft, das Schulungsprogramm in ihre Unterstützungsangebote für Migrant*innen zu integrieren.

Autorin: Karin Drda-Kühn, [email protected]

Bildnachweis: MIG HEALTH APPS; das Bild ist ein Screenshot der MIG HEALTH APPS Trainingsplattform auf https://training.apps4health.eu