Apps etablieren sich in der Patientenversorgung

Apps etablieren sich in der Patientenversorgung

 

Die deutsche Stiftung Gesundheit hat im Dezember 2023 eine Studie vorgelegt, in der die Nutzung von Gesundheitsapps durch Ärzt*innen und Vertreter*innen weiterer Heilberu-fe erfasst wird. Fazit: Auch wenn sich Apps in der Patientenversorgung bereits etabliert haben, hindern z.B. mangelnde Nutzerfreundlichkeit der Apps oder fehlende Bereit-schaft zur konsequenten Nutzung seitens der Patientenschaft einen weiteren Einsatz.

Deutsche Hausärzt*innen nutzen immer häufiger Apps: Fast jede/r zweite von ihnen setzt digitale Gesundheitsanwendungen zumindest gelegentlich ein (44,6 Prozent). Bei den Fach-ärzt*innen und Psychologischen Psychotherapeut*innen liegt der Anteil bei jeweils gut einem Drittel (34,5 Prozent resp. 35,3 Prozent). Am seltensten kommen Apps bei Zahnärzt*innen zum Einsatz (31,4 Prozent). Der Grund für die geringe Quote ist keine grundsätzliche Ableh-nung: Fast 50 Prozent der Zahnärzteschaft gaben an, es gebe keine sinnvollen Apps für ihren Bereich. Damit setzen fast vier von zehn Ärzt*innen die digitalen Helfer zumindest gelegent-lich in der Patientenversorgung ein.

Apps am sinnvollsten in der Prävention

Die Einsatzmöglichkeiten schätzen die Berufsgruppen unterschiedlich ein:

  • Hausärzt*innen sehen die Vorzüge der Apps primär in der Therapie bzw. zur Therapieunterstützung (49,8 Prozent), dicht gefolgt von der Vorsorge (46,8 Prozent).
  • Auch Fachärzt*innen setzen vor allem in der Therapie (50,6 Prozent) und in der Vorsorge (45,5 Prozent) auf Apps.
  • Zahnärzt*innen finden dagegen, dass der größte Nutzen im Bereich der Vor-sorge (48,4 Prozent) liegt.
  • Die umfangreichsten Einsatzmöglichkeiten sehen die Psychologischen Psycho-therapeut*innen: 65,5 Prozent von ihnen halten Apps in der Prävention für sinnvoll, 54,2 Prozent zur Therapie/-unterstützung und 45,8 Prozent in der Nachsorge.

Auch in einigen der nichtärztlichen Heilberufe ist das Interesse an Gesundheits-Apps groß, ebenso wie die derzeitige Nutzung: Mit Abstand am häufigsten setzen Logopäd*innen die digitalen Helfer ein (45,7 Prozent), gefolgt von Apotheker*innen (33,3 Prozent). Bei den Hebammen und Ergotherapeut*innen sind es jeweils etwa ein Viertel, bei den Heilprakti-ker*innen ein Fünftel. Am seltensten kommen sie bei Physiotherapeut*innen zum Einsatz (15,0 Prozent).

Verbesserungen der Nutzerfreundlichkeit erforderlich

Die Gründe, warum Gesundheitsapps von Ärzt*innen noch nicht genutzt werden, sind vielfäl-tig. Einige Ursachen klingen in den Freitext-Kommentaren der Studienteilnehmer*innen an: So fehlt durch die hohen Anforderungen und rechtlichen Verpflichtungen oftmals die Zeit, sich grundsätzlich in neue Therapieoptionen einzuarbeiten oder gar intensiver mit den ein-zelnen angebotenen Apps auseinanderzusetzen, um diese adäquat verordnen zu können. Hin-zu kommen eine vielfach eher konservative Haltung und wohl auch mangelnde Vertrautheit mit den Möglichkeiten digitaler Anwendungen bei vielen Ärzt*innen. Und auch fehlende Ver-trautheit bei Patient*innen – vor allem der weniger technik-affinen älteren Generationen – spielt eine Rolle, ebenso wie die derzeit von vielen Ärzt*innen beobachtete unzureichende Bereitschaft von Patient*innen zur Durchführung verabredeter Therapien: Zahlreiche Stu-dienteilnehmer*innen berichteten, dass App-Verschreibungen nicht eingelöst oder nach kur-zer Zeit abgebrochen werden.

Intuitive Anwendung erforderlich

Um dem entgegen zu wirken, muss die Nutzerfreundlichkeit der Apps gesteigert werden, damit sich Apps intuitiv und ohne aufwändige Einarbeitung bedienen lassen – von Pati-ent*innen ebenso wie von den betreuenden Ärzt*innen. Herstellerseits bietet es sich nach Auffassung der Stiftung an, nicht nur produktspezifisch zu informieren, sondern im Sinne ei-ner konzertierten Aktion generell die Ärzteschaft über das Wesen und die Anwendungsmög-lichkeiten von Apps zu informieren.

Methodik der Befragung

Die Studie befragte 10.000 niedergelassene Hausärzt*innen, Fachärzt*innen, Zahnärzt*innen und Psychologische Psychotherapeut*innen sowie 10.000 nichtärztliche Heilberufler. Zusätz-lich wurden 1.916 Ärzt*innen und 1.665 Vertreter*innen von Heilberufen angeschrieben, die regelmäßig an Umfragen der Stiftung teilnehmen.

Mehr zu Methode und Ergebnis der Studie: https://www.stiftung-gesundheit.de/studien/im-fokus/digitale-gesundheitsanwendungen/

Autorin: Karin Drda-Kühn

Bildnachweis: 200 Degrees auf Pixabay