Gesundheitsapps auf dem Vormarsch
Digitale Gesundheitstechnologie gewinnt weiter an Boden im Gesundheitsmarkt – weltweit. Acht von zehn Deutschen sind daran interessiert, ihre Gesundheit und Aktivitäten digital zu erfassen und nachzuverfolgen, etwa per Smartwatch oder App. Ob Puls, Blutzucker oder Fitness: 44 Prozent der Menschen in Deutschland und 45 Prozent der Menschen in Großbritannien kontrollieren nach einer aktuellen Befragung mindestens vier gesundheitsrelevante Kennzahlen regelmäßig über eigene Geräte. In den USA (60 Prozent) und China (67 Prozent) sind es bereits deutlich mehr der Bevölkerung, wie eine Verbraucherbefragung der Branchenorganisation gfu – Gesellschaft zur Förderung der Unterhaltungselektronik und der Strategieberatung Oliver Wyman zeigt. Die Studie bestätigt den Ansatz des Projekts MIG-HEALTH APPs: digitale Gesundheitsapps werden in der Nutzung zunehmen und können in der Gesundheitsbeobachtung eine beachtliche Rolle zur Entlastung der nationalen Gesundheitssysteme spielen.
Digitale Gesundheitsanwendungen sind als alltägliche Begleiter in der breiten Bevölkerung angekommen, bei Migranten und Einheimischen gleichermaßen. Digitale Gesundheitstools und Apps melden jede Unregelmäßigkeit in Körper und Geist: Die Smartwatch schreibt ein EKG und erstellt ein Schlafprotokoll, das Telefon zählt jeden Schritt und kann aus dem Nutzungsverhalten eine nahende Depression erkennen. Die Nutzungsraten steigen, immer neue Anwendungen treffen den Nerv gesundheitsbewusster Verbraucher. Zählen physiologisch und psychologisch relevante Daten zum Schlaf, Blutzuckerspiegel oder dem Trink- und Essverhalten bereits zum Standard, so beschäftigen sich erste Monitoring-Anbieter auch mit Temperaturmessung über Ohrhörer oder der automatisierten Analyse von Ausscheidungen.
Die Verbraucherbefragung zeigt darüber hinaus: Menschen nutzen die digitalen Begleiter weitgehend unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht oder Gesundheitszustand. Zwei Altersgruppen machen am stärksten Gebrauch von den Gesundheitsgadgets: zum einen 26- bis 35-jährige Millennials, zum Anderen die über 65-Jährigen. Digitalaffine Menschen über 65 zählen dabei zu den besonders fleißigen Anwendern. Sie ersparen sich etwa mit Blutzuckermessungen manchen Arztbesuch und profitieren auch von Medikamenten-Erinnerungs-Apps oder Sturzsensoren. Es geht ihnen um Früherkennung, Vorsorge und Eigenverantwortung. Die Studie offenbart auch Einschätzungen der heute 18- bis 25-Jährigen: 69 Prozent dieser Menschen erwarten, dass sie in sieben Jahren üblicherweise das essen werden, was ihnen ihr Smartphone empfiehlt. Ebenso viele vertrauen darauf, dass sie dank digitaler Hilfsmittel weniger oft krank werden.
Laut einer Prognose der genannten Verbraucherbefragung werden bis 2033 weltweit sieben von zehn Menschen ihre eigene Gesundheit digital umfassend beobachten und nachverfolgen. Die gesteigerte Achtsamkeit könnte zudem das Gesundheitssystem entlasten.
Allerdings: Die Experimentierfreude ist zwar auf Anwenderseite groß, doch die dauerhafte Nutzung der Apps und Tracker bleibt vor allem eine Frage des Vertrauens. Mehr als die Hälfte der Befragten weltweit erachten den Bereich Personal Health als noch zu wenig reguliert und sorgen sich um die Integrität ihrer Gesundheitsdaten.
Über die Studie
Die internationale Strategieberatung Oliver Wyman und die gfu – Gesellschaft zur Förderung der Unterhaltungselektronik haben im August 2023 die Studie „The Heartbeat of Progress“ durchgeführt. Dafür wurden rund 4.000 Konsumenten und Konsumentinnen in Deutschland, Großbritannien, den USA und China zu Themen der Personal Health Technologie befragt.
Die Studie ist hier zugänglich (nur in englischer Sprache).
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